Eltern und digitale Medien

Für die neue Eltern-Generation gehören digitale Medien ganz selbstverständlich zum Alltag.

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der Eltern messen dem Smartphone eine wichtige Bedeutung bei der Organisation des Familienalltags bei.

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Eltern nutzen regelmäßig Social‑Media‑Angebote wie z. B. Facebook.

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Eltern suchen regelmäßig Informationen im Internet.

Quelle: FIM-Studie 2

Online-Medien stellen für viele Eltern eine wichtige Informationsquelle dar. Der Austausch mit anderen Eltern und Experten scheint dabei ganz besonders wertvoll: 40,4 Prozent der Mütter informieren sich in Communities und Foren zu den Themen Baby, Kind und Elternschaft, 29,5 Prozent nutzen Facebook-Gruppen.

Aber auch redaktionelle Inhalte auf Blogs oder sozialen Medien wie Pinterest und Instagram spielen für Eltern eine Rolle.

Welche Informationsquellen nutzen Eltern, wenn es um die Themen Baby, Kind und Elternschaft geht?
informationskanäle kartenmacherei

Quelle: kartenmacherei 1

Anna Figoluschka

Es gibt unter Eltern den Bedarf, den Alltag durch digitale Tools besser zu strukturieren, leicht an relevante Informationen zu gelangen, sich zu vernetzen, auszutauschen, mit Institutionen leichter zu kommunizieren und nach Flexibilität von Arbeitergebern in Bezug auf Vereinbarkeit von Beruf und Familie.“

Über zwei Drittel der Mütter verkünden die Geburt ihres Babys über WhatsApp.

Das Smartphone und die sozialen Medien haben unsere Kommunikation stark verändert – das macht sich auch bei der Verkündung der Geburt bemerkbar. Über zwei Drittel der Mütter informiert Freunde und Familie via WhatsApp über die Ankunft ihres Babys. Die persönliche Mitteilung steht mit 62,4 Prozent erst auf Platz Zwei, gefolgt von der telefonischen (49,9 Prozent). Immerhin jede fünfte Mutter informiert ihr soziales Umfeld durch einen Beitrag auf Facebook über den Nachwuchs.

Wie benachrichtigen Mütter ihre Familie und Freunde von der Geburt?
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Quelle: kartenmacherei 1

Kinder und digitale Medien

Die Familie von heute ist digital – und das auf diversen Kanälen.

Kinder wachsen heute ganz selbstverständlich mit digitalen Devices auf, denn diese sind bereits fester Bestandteil des Familienlebens. Über einen Computer bzw. ein Laptop verfügt nahezu jeder Familienhaushalt bereits seit mehr als zehn Jahren, ebenso wie über einen Internetzugang. Seit 2009 hält das Smartphone kontinuierlich Einzug, seit 2010 auch das Tablet. Doch die Entwicklung digitaler Gerätschaften schreitet fort: Jüngst finden sich auch sogenannte Wearables und digitale Sprachassistenten in deutschen Wohn- und Kinderzimmern.

Entwicklung mediale Ausstattung von 2008 bis 2018
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Quelle: JIM-Studie 3

Ausstattung deutscher Haushalte im Jahr 2018
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Quelle: JIM-Studie 3

Sophie Pohle

Mit der Datenschutzgrundverordnung 2018 wurde auch das Mindestalter von Plattformen wie WhatsApp von 13 auf 16 Jahre erhöht. Ist ein Kind noch keine 16 Jahre, muss theoretisch ein Elternteil der Nutzung der App zustimmen. Die technische Umsetzung ist allerdings schwierig und die Kontrolle leicht zu umgehen. Daher ist es umso wichtiger, dass Kinder verstehen, was mit ihren Daten passiert, denn ein Verbot der Nutzung von Plattformen wie WhatsApp oder Facebook ist im heutigen Zeitalter fast gar nicht mehr möglich.“

Computer, Smartphone und andere digitale Geräte gehören heutzutage nicht nur zur Ausstattung des Familienhaushalts, sondern auch des Kinderzimmers. Viele Kinder und Jugendliche besitzen eigene Geräte – allen voran Handy bzw. Smartphone.

Gerätebesitz Jugendlicher (12 bis 19 Jahre) 2018
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Quelle: JIM-Studie 3

Wie viel Zeit verbringen Jugendliche pro Tag durchschnittlich online?

2007 0 Minuten
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2018 0 Minuten

Der gemeinsam genutzte Familiencomputer im Wohnzimmer ist passé: Immer mehr Kinder und Jugendliche besitzen eigene Geräte mit Internetzugang, mit denen sie außerhalb der elterlichen Kontrolle online sind. Nach eigenen Angaben verbringen 12- bis 19-Jährige im Durchschnitt mehr als drei Stunden pro Tag im Internet. Vor zehn Jahren war es noch die Hälfte.

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Am häufigsten gehen Jugendliche mit dem Smartphone online – mit 71 % bei Jungen und 88 % bei Mädchen.

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7 von 10 Jugendlichen nutzen zumindest gelegentlich öffentlich verfügbares WLAN.

Quelle: FIM-Studie 3

Medienerziehung

85 Prozent der Eltern besitzen eigenen Angaben zufolge ein gewisses Maß an Medienkompetenz.

Wie lernen Kinder den Umgang mit digitalen Medien? In der Schule steht Medienkompetenz noch nicht fest auf dem Unterrichtsplan, sodass die Medienerziehung vor allem Aufgabe der Eltern ist.

Doch können Eltern dieser Rolle überhaupt gerecht werden? Immerhin schätzen 31 Prozent der Eltern ihre Medienerziehungskompetenz selbst als „sehr gut“ ein, 57 Prozent als „etwas“ vorhanden. Nur 13 Prozent gaben an, „weniger“ bzw. „gar kein“ Wissen zu besitzen.

Wie schätzen Eltern ihre Medien-Erziehungskompetenz ein?
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medienkompetenz kartenmacherei
Männer schätzen sich als kompetenter ein als Frauen
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Quelle: FIM-Studie 2

Regeln zur Mediennutzung sollen Kindern Grenzen setzen – dabei wird stark zwischen einzelnen Medienangeboten unterschieden.

Beim Schauen von Serien und Filmen scheinen Eltern aktuell den höchsten Einschränkungsbedarf zu sehen, was (digitale) Medien betrifft. 70 Prozent der Drei- bis Fünfjährigen sollen sich hierbei an Regeln halten sowie 76 Prozent der Sechs- bis Elfjährigen. Auffällig: Die Smartphone-Nutzung ist im Vergleich zu audiovisuellen Inhalten und digitalen Spielen mit weniger Regeln behaftet. Für 6- bis 11-jährige Kinder stellen hier 42 Prozent der Eltern Regeln auf, bei den 12- bis 19-Jährigen sind es 10 Prozent weniger. Und das, obwohl 97 Prozent dieser Altersgruppe ein eigenes Smartphone besitzen.

Beim Vergleich der Altersgruppen fällt auf, dass Kinder zwischen sechs und elf Jahren am häufigsten mit Regeln konfrontiert werden, sowohl hinsichtlich der Mediennutzung als auch im Allgemeinen. Auf Platz Eins der Regeln im Familienleben steht übrigens das Zubettgehen – über 90 Prozent der Kinder bis elf Jahre haben eine fest vereinbarte Schlafenszeit.

Anteil der Eltern, die Regeln aufstellen bezüglich …
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Kristin Langer

Teenager sind zwar schon weit in der Entwicklung, können aber bestimmte Situationen noch nicht mit dem Weitblick eines Erwachsenen einschätzen. Eltern raten wir daher, in der Familie darüber zu sprechen, wann Medien hilfreich sind und wann es zu viel wird. Da Kinder auch durch Nachahmen lernen, sollten Eltern auch ihre eigene Mediennutzung reflektieren […]. Sie sollten ihre Vorbildrolle bewusst einnehmen, denn nicht nur Regeln vermitteln Kindern ein gesundes Verständnis für Medien, sondern auch das „Vorleben“ in der Familie.“

  • 97 % der 12- bis 19-Jährigen besitzen ein Smartphone – doch nur bei
  • 35 % setzen die Eltern Regeln zur Smartphone-Nutzung.
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Quelle: FIM-Studie 2

Die Durchsetzung der Regeln scheint jedoch nicht immer zu funktionieren.

Besonders strikt werden Regeln angewendet, die das Besuchen von Internetseiten betreffen. Drei Viertel der Eltern geben an, dass dies erfolgreich ist.

Was die Nutzungsdauer digitaler Spiele betrifft, haben Eltern es schwerer – hier funktioniert die Durchsetzung nur zu 49 Prozent.

Quelle: JIM-Studie 2

Viele Eltern sehen digitale Medien als Unterstützung beim Lernen an.

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Quelle: Duden Learnattack-Studie 4

Digitale Medien im Familienalltag

Insbesondere das Smartphone übernimmt eine wichtige Rolle im Familienalltag.

Die Kommunikation zwischen Familienmitgliedern wird vom heimischen Esstisch auf Schule, Arbeit und andere Orte erweitert. Handy und Smartphone ermöglichen es Eltern, ortsunabhängig mit ihren Kindern in Kontakt zu bleiben – durch Anrufe und Text- oder Sprachnachrichten. 40 Prozent der Eltern messen dem Mobilgerät zudem eine wichtige Bedeutung bei der Organisation des Familienalltags bei.

62 % der Eltern geben an,
mit ihren 12- bis 19-jährigen Kindern via Textnachricht
zu kommunizieren.
Bei den 6- bis 11-Jährigen sind es immerhin 29 %.
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27 % der Eltern schicken ihren 12-19-jährigen Kindern Bild- oder Videonachrichten.
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24 % der 12- bis 19-Jährigen erhalten Sprachnachrichten von ihren Eltern und
immerhin 18 % der 6-
bis 11-Jährigen.
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Quelle: FIM-Studie 4

Die Mehrheit der Eltern stellt sowohl positive als auch negative Effekte der Medienentwicklung auf das Familienleben fest.

Auswirkungen der Medienentwicklung auf das Familienleben – aus Sicht der Eltern
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Quelle: FIM-Studie 2

Birgit Strohmeier

Mit der digitalen Mediennutzung ist auch viel Positives verbunden. Ich bin zum Beispiel immer ganz platt, welche Schaltungen und Steuerungen mein Sohn mit Redstone in Minecraft baut. Die Anregungen holt er sich aus YouTube und baut dann automatisierte Straßenbahnen und Maschinen. Das ist Know-how für die Zukunft, das sich spielerisch angeeignet wird. Daher ist meine Devise: lieber mehr erlauben, sich dafür interessieren, zuhören und staunen!“

Digitale Medien sorgen innerhalb der Familie für Gesprächsstoff.

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Quelle: FIM-Studie 2

Die Mutter ist bei Medienthemen meist der primäre Ansprechpartner für Kinder.

Ob es um die Verhandlung der Mediennutzungszeiten geht oder um Inhalte aus Internet und Social Media – in den meisten Fällen werden Themen rund um digitale Medien mit der Mutter diskutiert. Eine Ausnahme stellt die Anschaffung von Mediengeräten dar: Hier ist der Vater der erste Ansprechpartner.

Ansprechpartner für Medienthemen
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Quelle: FIM-Studie 2

In puncto Social Media sehen sich Kinder selbst als Experten, bei der Informationsbeschaffung oder dem (Ver)Kaufen im Internet ist es die Mutter.

Bei der Nutzung von Social Media wie Facebook, WhatsApp, Instagram und Snapchat, sprechen Kinder ihren Eltern weniger Kompetenz zu als sich selbst. Auch wenn es darum geht, Informationen im Internet zu recherchieren, kennen sich Kinder nach eigener Einschätzung sehr gut aus – 46 Prozent sehen sich selbst als die Experten in der Familie, für 54 Prozent ist es der Vater und für 65 Prozent die Mutter. Beim Kaufen oder Verkaufen im Internet sieht der Großteil der Kinder die Eltern als sachkundig an.

Interessant ist, dass sich Eltern selbst als deutlich kompetenter einschätzen, insbesondere die Väter. Bei der Informationsbeschaffung beispielsweise sehen sich 72 Prozent der Väter als Experten, aber nur 54 Prozent der Kinder.

Medienexpertise aus Sicht der Kinder
medienexpertise kartenmacherei

Quelle: FIM-Studie 2

Quellen:
  • kartenmacherei Studie 2018: Online-Befragung in Zusammenarbeit mit dem Marktforschungsinstitut SKOPOS. Befragt wurden 1.000 Mütter aus ganz Deutschland im Zeitraum zwischen 30. Mai bis 7. Juni 2018.
  • FIM-Studie 2016: Familie, Interaktion, Medien
  • JIM-Studie 2018: Jugend, Information, Medien
  • Duden Learnattack-Studie 2018 „School-Life Balance und digitales Lernen“

Über kartenmacherei.de

kartenmacherei.de ist der führende Anbieter von personalisierbaren Einladungs- und Dankeskarten in Deutschland. Über 110 Mitarbeiter arbeiten für das 2010 gegründete E-Commerce-Unternehmen in Gilching, München und Hamburg. Das Unternehmen bietet eine Vielzahl liebevoll gestalteter Geburtskarten und Dankeskarten Geburt und Babykarten.
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Sophie Pohle Sophie Pohle
Experteninterview mit Sophie Pohle Deutsches Kinderhilfswerk (Bereiche Medienbildung und Kinderrechte im digitalen Raum)

Welche Chancen bietet die digitale Mediennutzung für Familien?

Digitale Medien sind längst im Familienalltag angekommen, viele Kinder besitzen oft ein eigenes Handy und gehen ganz selbstverständlich damit um. Das Handy dient beispielsweise dazu, auf Fotos wichtige Erinnerungen festzuhalten und diese orts- und zeitunabhängig mit Familienangehörigen zu teilen, die sonst nicht so aktiv am Leben teilhaben könnten. Die gemeinsame Mediennutzung im Familienalltag – beispielsweise zusammen ein Familienvideo des Urlaubs zu erstellen oder zusammen ein digitales Fotoalbum zu kreieren – verbindet zudem.

Eltern sollten Kinder schrittweise und altersgerecht auf dem Weg zu einer verantwortungsvollen Mediennutzung begleiten, dazu gehört auch, dass das Gespräch über Mediennutzung, über Chancen und Risiken, fest in den Familienalltag integriert wird. Generell sollten Kleinkinder bei der Mediennutzung immer begleitet und nicht allein gelassen werden. Nach und nach wollen und brauchen Kinder aber auch Freiräume, um selbständige Medienerfahrungen zu machen. Eine aufmerksame Begleitung von Kindern in der Medienwelt sowie die Erziehung zur autonomen Mediennutzung kann außerdem die Resilienz von Kindern, also die Fähigkeit, selbständig Probleme bei der Mediennutzung zu bewältigen, fördern. Es ist auch wichtig für Kinder zu wissen, dass die eigenen Eltern in fraglichen Situationen immer als Ansprechpartner bereitstehen.

Welche Risiken gibt es?

Die Nutzung digitaler Medien birgt natürlich auch Risiken auf verschiedenen Ebenen. Dabei geht es zum einen um den Schutz vor Inhalten von Apps, Filmen oder Spielen, die nicht für Kinder bzw. jedes Alter geeignet sind.

Zum anderen geht es um Risiken, die sich vor allem durch die Nutzung digitaler Medien – besonders in sozialen Medien – zur Kommunikation ergeben. Hier stellen Cybermobbing, Cyber-Grooming aber auch der Datenmissbrauch Risiken dar, für die Eltern ihre Kinder unbedingt in Gesprächen sensibilisieren sollten. So lernen Kinder, verantwortungsvoll mit ihren persönlichen Daten umzugehen und Gefahrensituationen selbständig zu erkennen und entsprechend zu handeln. Beispielsweise ist es wichtig, dass Kinder wissen, dass sie eine unbekannte Person melden und blockieren können, wenn diese ein Kind in den sozialen Netzwerken kontaktiert. Auch sollten Eltern sich der Tatsache bewusst sein, dass besonders Kinder anfällig dafür sind, Botschaften aus Medien ungefiltert aufzunehmen, und dass diese Botschaften durchaus Einfluss auf die Entwicklung von Kindern nehmen können. Mit diesem Thema haben wir uns in der Kampagne „Medien wirken. Ein Leben lang.“ befasst und versucht, Eltern dafür zu sensibilisieren.

Zu guter Letzt spielt auch der Zeitfaktor eine Rolle, über den Eltern sich Gedanken machen, denn die übermäßige Mediennutzung und ständige Erreichbarkeit – beispielsweise in WhatsApp-Gruppen – stellt auch für Kinder einen Stressfaktor dar.

Aus diesen Gründen ist eine begleitende Medienerziehung sehr wichtig. Leider fühlen Eltern sich bei dem breiten Angebot oft überfordert und geben nicht selten resigniert auf. Schwierig wird es dann, wenn Eltern nicht mehr als vertrauensvolle Ansprechpartner in Problemsituationen zur Verfügung stehen und die Verantwortung für die Mediennutzung dann bei den Kindern selbst liegt. Andererseits kommt es zu Konfliktsituationen in Bezug auf die Mediennutzung. Hier helfen Verbote oder Bestrafungen bzw. Belohnungen jedoch langfristig meist wenig – vielmehr bietet es sich an, gemeinsame Regeln zur Mediennutzung in der Familie aufzustellen. Diese Regeln müssen natürlich auch von den Eltern eingehalten werden. Die Vorbildfunktion der Eltern ist hier sehr wichtig.

Wie schon angesprochen, wollen Eltern natürlich wissen, welche Inhalte ihre Kinder im Netz sehen oder wissen, wo sich ihr Kind aufhält. Der Einsatz von sogenannten Tracking Apps kann hier bis zu einem gewissen Punkt helfen und Gesprächsanlässe liefern, im falschen Ausmaß aber auch zur absoluten Überwachung des Kindes führen, was in seine Privatsphäre einschneidet und so die Rechte des Kindes verletzt.

Die Privatsphäre eines Kindes ist sehr wichtig, denn zur Medienerziehung gehört auch ein gesundes Maß an Vertrauen. Aus diesem Grund ist es so wichtig, dass Eltern ihre Kinder von Anfang an begleiten und ihnen später vertrauen, dass sie selbständig das Gelernte anwenden. Das ist ein bisschen wie beim Training im Straßenverkehr.

Worauf müssen Eltern beim Thema Privatsphäre von Kindern und der Nutzung von WhatsApp, Facebook oder Instagram achten?

Viele Eltern halten WhatsApp für eher „privat“ im Gegensatz zu Facebook, dem Eltern oft eher einen „öffentlichen“ Charakter zuschreiben. Das hat leider auch Auswirkungen auf den Datenschutz von unter 16-Jährigen. Oft machen sich Eltern keine Gedanken, was beispielsweise mit Bildern ihrer Kinder passiert, wenn sie diese vermeintlich „privat“ mit der Familie oder Freunden via WhatsApp teilen. Auch entsteht erst langsam ein Bewusstsein für das Recht am eigenen Bild von Kindern, denn Kinder werden selten nach Einwilligung gefragt, ob sie fotografiert werden möchten oder ob das Bild beispielsweise mit den Großeltern geteilt werden soll.

Laut einer Umfrage im Auftrag des Deutschen Kinderhilfswerkes beziehen 34 Prozent der Eltern ihre Kinder gar nicht ein, wenn sie deren Bilder posten, 30 Prozent der befragten Eltern informieren die Kinder nur, dass ein Bild oder andere Informationen geteilt wurden.

Denn auch wenn WhatsApp vermeintlich das altmodische „Fotoalbum“ ersetzt, so bleibt das analoge Bild trotzdem im Album. Ist ein Bild aber einmal per WhatsApp verschickt, kann es später mit mehreren Leuten geteilt werden, auch mit Personen, von denen man selbst gar nicht möchte, dass sie es in die Hände bekommen. Auch wenn viele Eltern es nur unbewusst tun, aber sie verletzen die Privatsphäre ihrer Kinder, wenn sie nicht nach der Einwilligung des Kindes gefragt bzw. dessen Meinung nicht ernst genommen haben. Unsere Umfrage ergab, dass nur 31 Prozent der befragten Eltern ihr Kind um Erlaubnis fragen, ein Bild zu teilen und oft werden Kinder unter zehn Jahren gar nicht gefragt.

Mit der Datenschutzgrundverordnung 2018 wurde auch das Mindestalter von Plattformen wie WhatsApp von 13 auf 16 Jahre erhöht. Ist ein Kind noch keine 16 Jahre, muss theoretisch ein Elternteil der Nutzung der App zustimmen. Die technische Umsetzung ist allerdings schwierig und die Kontrolle leicht zu umgehen. Daher ist es umso wichtiger, dass Kinder verstehen, was mit ihren Daten passiert, denn ein Verbot der Nutzung von Plattformen wie WhatsApp oder Facebook ist im heutigen Zeitalter fast gar nicht mehr möglich. Um dieses Verständnis aufzubauen, sollten Eltern sich an der Medienerziehung ihrer Kinder aktiv beteiligen.

Welche Empfehlungen würden Sie Eltern gern mitgeben?

Eltern sollten sich aktiv mit Themen der Medienerziehung beschäftigen und auch offen über Medienthemen in der Familie sprechen. Wenn Regeln aufgestellt werden, wie beispielsweise „beim Essen keine Handys am Tisch“, ist es wichtig, dass Eltern eine Vorbildrolle einnehmen. Sonst können sie auch nicht erwarten, dass sich ihre Kinder an die Regeln halten.

Es ist auch sinnvoll, in der Familie eine „medienfreie“ Zeit auszumachen und andere, gemeinsame Aktivitäten zu planen. Gleichzeitig kann es auch hilfreich sein, Medien gemeinsam zu nutzen, beispielsweise zusammen einen Urlaubsfilm drehen und schneiden oder zusammen ein Computerspiel zu spielen. Das kann Eltern helfen, zu verstehen, was die Kinder genau an diesem Spiel fasziniert. So kommen Gespräche über Mediennutzung in Gang und Kinder lernen, dass sie mit Problemen auch zu ihren Eltern kommen können. Diese Vertrauensbasis hilft Eltern, reflektiert mit der Mediennutzung ihrer Kinder umzugehen. Eltern von jungen Kindern empfehle ich, sich zu erkundigen, welche Angebote für Kinder ihres Alters geeignet sind. Da gibt es viele sehr gute Angebote, mit denen Kinder den Umgang mit Medien in einem sicheren, kindergeeigneten Umfeld lernen können. Beispielsweise gibt es Kindersuchmaschinen wie fragfinn.de oder blindekuh.de, Kinderwebseiten wie kindersache.de (mit der Videoplattform juki speziell für Kinder). Auch für die Hausaufgaben oder als Lernhilfe gibt es Plattformen, die sich auf Kinderbildung spezialisiert haben. Apps, die speziell für Kinder entwickelt wurden, finden Eltern beispielsweise unter klick-tipps.net/eltern/app-tipps/. Sehr viele nützliche Informationen rund um das Thema Medienerziehung finden Eltern auf elternguide.online oder unter schau-hin.info.

Natürlich kommt es vor, dass manche Eltern sich überfordert fühlen, oder denken, „nicht mehr mitzukommen“. Besonders in einer solchen Situation ist es wichtig, den Dialog zu suchen und das Thema Mediennutzung offen in der Familie anzusprechen. Denn letztendlich wollen alle Eltern das Beste für ihre Kinder und sie natürlich auch vor Gefahren im Internet schützen.

Neben all den angesprochenen Empfehlungen für eine aufmerksame, begleitende Medienerziehung gibt es auch hier technische Hilfsmittel, auf die Eltern zurückgreifen können. Dabei ist aber wichtig, dass diese nicht zu tief in die Privatsphäre des Kindes eingreifen, also nicht zur absoluten Kontrolle, wie sie zum Teil durch sogenannte Tracking Apps möglich wird, eingesetzt werden, sondern als technische Hilfsmittel dienen. Beispielsweise können Eltern mithilfe von Jugendschutzeinstellungen bestimmen, welche Spiele auf der Konsole gespielt werden können. Wenn Eltern wissen möchten, welches Spiel für ihr Kind geeignet ist, empfehle ich den pädagogischen Ratgeber spieleratgeber-nrw.de.

Weiterführende Links: Kampagne des Deutschen Kinderhilfswerks „Medien wirken. Ein Leben lang“ https://www.dkhw.de/schwerpunkte/medienkompetenz/kampagne-medien-wirken-ein-leben-lang/

Über Sophie Pohle

Sophie Pohle ist Mitarbeiterin der Koordinierungsstelle Kinderrechte des Deutschen Kinderhilfswerkes und dort zuständig für die Bereiche Medienbildung und Kinderrechte im digitalen Raum. Die Koordinierungsstelle Kinderrechte begleitet die Umsetzung der aktuellen Strategie des Europarates für die Rechte des Kindes (Sofia-Strategie 2016-2021) und wird gefördert durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.

Anna Figoluschka Anna Figoluschka
Experteninterview mit Anna Figoluschka Gründerin KidPick-App, Initiatorin Netzwerk »Digitale Elternhelfer«

Wann suchen Eltern in Ihrer Erfahrung nach digitalen Helfern und welche Situationen sollen damit (besser) gemeistert werden?

Eltern suchen immer dann nach digitalen Helfern, wenn sie in eine neue Situation kommen, in der sie Rat oder Hilfe brauchen. Beginnend bei der Schwangerschaft, wenn Frauen sich mit den Themen rund um den eigenen Körper und den des ungeborenen Kindes beschäftigen, wird nach „Schwangerschafts-Apps“ gesucht. Da bieten die »Digitalen Elternhelfer« gleich zwei tolle Lösungen: die Keleya-App und call-a-midwife.

Dann kommen die ganzen rechtlichen und formalen Fragen zu den Themen Mutterschutz und Elternzeit, Elterngeld und Wiedereinstieg, da bietet elvisory aus unserem Netzwerk einen kompetenten Service an.

Mit am häufigsten ist nach der Geburt des Kindes die Suche nach Betreuung, entweder „Babyphone-App“ oder „Babysitter“ wird am häufigsten gesucht.

Für den Bereich haben wir – außer einer Babyphone-App gleich mehrere Angebote: Little Bird vermittelt KiTA-Plätze auf kommunaler Ebene, Die Notfallmamas springen dann ein, wenn Notfallbetreuung nötig ist, die KidPick-App hilft, sich ein eigenes Netzwerk aus potenziellen Betreuern anzulegen und mit Momunity finden Mütter andere Mütter in ihrer Umgebung.

Es wird auch häufig nach Rat zu Erziehungsthemen und Gesundheitsthemen gesucht, da bietet zum einen Motherbook ein Kompendium zu vielen Schlagwörtern und elternleben.de ist ein Online-Beratungsservice.

Kinderkurse-und Ausflüge findet man auf KINDALING für Berlin und Hamburg und dann gibt es noch den Bereich Kommunikation mit Institutionen. Da empfehlen wir die Care-App für die KiTa-Elternkommunikation und Schoolfox.

An was arbeiten Sie oder andere Personen im Netzwerk
„Digitale Elternhelfer“ gerade, wofür gibt es Bedarf?

Mit KidPick sind wir dabei, den Bereich der Fahrgemeinschaften zu Freizeitaktivitäten und zur Schule mehr in den Fokus zu nehmen, denn da können Eltern reichlich wertvolle Zeit und Geld sparen, wenn sie sich über die App abwechseln.

Motherbook wird im Sommer das verschlagwortete Elternwissen in einem KI-gesteuerten Tool auf den Markt bringen. D.h. man hat als Eltern die Möglichkeit, nicht nur „Expertenmeinungen“ online zu finden, sondern tatsächliche Erfahrungswerte unterschiedlicher Eltern zu verschiedenen Themen und kann sich so eine differenziertere Meinung bilden.

SitEinander entwickelt zurzeit eine App, die das gegenseitige Babysitten unter Eltern ermöglicht.

Keleya steigt mit einem digitalen Angebot in die Geburtsvorbereitung ein.

Als Netzwerk widmen wir uns dem Thema „Vereinbarkeit von Beruf und Familie“ und „Umgang mit digitalen Tools in der Familie“ in diesem Jahr verstärkt. Das Thema Datenschutz und Umgang mit Messengern hat eine Relevanz.

Es gibt unter Eltern den Bedarf, den Alltag durch digitale Tools besser zu strukturieren, leicht an relevante Informationen zu gelangen, sich zu vernetzen, auszutauschen, mit Institutionen leichter zu kommunizieren und nach Flexibilität von Arbeitergebern in Bezug auf Vereinbarkeit von Beruf und Familie.

Dadurch, dass sich Väter vermehrt um die Kinder kümmern, steigt der Bedarf an „Wissen“ rund um Themen wie „Schlaf- und Essverhalten der Kinder“.

Wie sieht die Zukunft aus?

Das Angebot an digitalen Lösungen wird wachsen. Es wird für jeden Eltern-Kind-Bereich eigene, individuelle Apps und Angebote geben je nach Bedarf. Vermutlich wird der medizinische und Ernährungs- und Gesundheitsbereich am schnellsten durchdigitalisiert werden, da es da den größten Bedarf und das meiste Kapital gibt. Im Bildungsbereich wird sich viel ändern und dank Digitalpakt hoffentlich auch schnell auf institutioneller Ebene.

Wünschenswert wäre ein Umdenken im Bereich »Mobilität und Sharing«, da gerade das Hin-und-Her-Kutschieren der Kinder viel zum allgemeinen Verkehrsaufkommen beiträgt und man durch „Mobilität auf Knopfdruck“ bspw. durch Carsharing oder geschulte, zertifizierte „Kinderchauffeure“ etwas davon minimieren könnte und Eltern den Stress im Alltag reduzieren würde.

Auf Arbeitgeber wird der Druck wachsen, Angebote zur Vereinbarkeit, Eltern-Kind-Büros und Betriebs-Kinderbetreuung anzubieten.

Über Anna Figoluschka

Anna Figoluschka hat es sich zur Mission gemacht, Eltern den Alltag durch digitale Tools zu erleichtern. Sie ist Gründerin der KidPick-App und hat mit anderen Entrepreneuren das Netzwerk der »Digitalen Elternhelfer« ins Leben gerufen. Ziel ist die Schaffung einer Plattform, auf der Eltern ihre Kombination aus „Helfern“, Produkten und Inhalten individuell zusammenstellen.

Birgit Strohmeier Birgit Strohmeier
Experteninterview mit Birgit Strohmeier Familienbloggerin von muttis-blog.net

Welche Risiken kann die digitale Mediennutzung auf das Familienleben und auf die Entwicklung von Kindern haben und wie können Eltern diesen entgegenwirken?

Digitale Medien sind eine riesengroße Herausforderung für Familien von heute. Eltern sind gefordert, ständig am Ball zu bleiben und ein Auge darauf zu haben, welche Apps die Kinder verwenden und was sie im Internet konsumieren. Und das ist überhaupt nicht einfach, weil die Entwicklung so rasant voranschreitet und ein Hype den nächsten jagt. Und die Kinder sind enorm schnell sowohl hinsichtlich der Auffassungsgabe als auch mit neuen digitalen Wünschen und Bedürfnissen. Diese Schnelligkeit raubt einem fast den Atem und führt dazu, dass gut gemeinte Ratschläge von heute, morgen schon wieder veraltet sind.

Aber es ist auch viel Positives damit verbunden. Ich bin zum Beispiel immer ganz platt, welche Schaltungen und Steuerungen mein Sohn mit Redstone in Minecraft baut. Die Anregungen holt er sich aus YouTube und baut dann automatisierte Straßenbahnen und Maschinen. Das ist Know-how für die Zukunft, das sich spielerisch angeeignet wird. Daher ist meine Devise: lieber mehr erlauben, sich dafür interessieren, zuhören und staunen!

Über Birgit Strohmeier:

„Mutti“ plaudert seit 2009 aus dem Nähkästchen: Familienblog "Muttis Nähkästchen" rund um Begleitung, Erziehung, Kommunikation, Tipps und Tricks rund um den Alltag mit Kindern - und auch ganz viel Scheitern. Erfahrungsberichte aus erster Hand - ehrlich und möglichst lösungsorientiert.

Kristin Langer Kristin Langer
Experteninterview mit Kristin Langer Medienpädagogin und Mediencoach bei SCHAU HIN!

Wo besteht Ihren Erfahrungen zufolge bei Familien das größte Konfliktpotenzial in Bezug auf die Mediennutzung der Kinder?

Das ist sehr altersabhängig, da Kinder in verschiedenen Altersstufen mit unterschiedlichen Herausforderungen bei der Mediennutzung zu tun haben. Am schwierigsten ist es bei Kindern im Teenager-Alter. Eltern stellen sich natürlich die Frage, wie viel Zeit ihre Kinder online verbringen sollten. Konflikte entstehen u. a. dadurch, dass Eltern und Kinder unterschiedlich einschätzen, was „viel“ und „wenig“ beim Medienkonsum bedeutet. Eltern wird unterstellt, sie würden „es einfach nicht verstehen“ und andere Kinder „dürften das auch“. Ein Lösungsansatz hier wäre zu überlegen, wie andere Konflikte in der Familie gelöst werden, die nichts mit Medien zu tun haben. Es kann auch helfen, das Thema zu versachlichen – also die Zeit zu messen, die online verbracht wird, und anschließend noch einmal darüber zu reden. So kann aus einem Streit ein sachliches, zielführendes Gespräch werden. Eltern sollten auch nach den Gründen fragen, warum Kinder so viel Zeit am Smartphone verbringen. Welche sozialen Beziehungen werden über Social Media oder Messenger-Apps gepflegt?

Gibt es weitere typische Konflikte?

Eltern sind oft enttäuscht, weil ihr Kind so viel Zeit am Handy verbringt. Mein Rat: Reden Sie mit Ihrem Kind. Was ist gerade so wichtig? Möglicherweise erfahren Sie, dass gerade die beste Freundin mit ihrem Freund Schluss gemacht hat. Natürlich bereden Jugendliche Probleme miteinander, das ist auch wichtig. So erhalten Sie als Eltern einen Einblick und können auch die Bedürfnisse Ihres Kindes verstehen.

Auf der einen Seite sorgen sich Eltern darum, welche Inhalte die Kinder online konsumieren und mit wem sie Kontakt haben, auf der anderen Seite haben auch Kinder eine Privatsphäre. Fragen, mit denen Eltern zu uns kommen, könnten dann z. B. sein: „Darf ich Einsicht in die Mediennutzung meines Kindes haben oder ihm sogar das Smartphone wegnehmen, oder geht das zu weit?“

Auch beim Thema Online-Spiele können Konflikte entstehen: Jugendliche spielen meist zusammen mit Freunden im Team, und plötzlich kommt der Ruf zum Abendbrot. Dann treffen natürlich die digitale und die reale Welt aufeinander. Das Kind möchte seine Freunde beim großen Show-Down nicht hängen lassen, denn man verlässt sich aufeinander im Spiel. Andererseits droht nun vielleicht Stress mit den Eltern.

Wie können Eltern einen „gesunden“ Umgang mit digitalen Medien fördern?

Teenager sind zwar schon weit in der Entwicklung, können aber bestimmte Situationen noch nicht mit dem Weitblick eines Erwachsenen einschätzen. Eltern raten wir daher, in der Familie darüber zu sprechen, wann Medien hilfreich sind und wann es zu viel wird. Da Kinder auch durch Nachahmen lernen, sollten Eltern auch ihre eigene Mediennutzung reflektieren, schließlich freuen auch sie sich über Nachrichten oder mögen Online-Shopping. Eltern sollten ihre Vorbildrolle bewusst einnehmen, denn nicht nur Regeln vermitteln Kindern ein gesundes Verständnis für Medien, sondern auch das „Vorleben“ in der Familie.

Eltern können sich fragen:

  • Wie oft bin ich selbst am Handy?
  • Gehe ich während des Essens ans Telefon?
  • Läuft der Fernseher immer im Hintergrund?

Haben Eltern Ihrer Meinung nach überhaupt die Kompetenzen, um ihren Kindern den Umgang mit Medien beizubringen?

In der Untersuchung „Jugendmedienschutzindex“ (FSM, 2017) wurden Eltern zu ihrer Medienkompetenz befragt. Sowohl in den Augen der Kinder als auch der Eltern wurden Kinder als fitter eingeschätzt als ihre Eltern. Diese fühlen sich manchmal überfordert, während Kinder häufig mehr technisches Wissen haben, z. B. zu einem Programm oder einer App. Eltern sollten ihr Licht aber nicht unter den Scheffel stellen.

Eltern können Medienerziehung lernen, indem sie sich diese Aufgabe zunächst einmal selbst zutrauen. Die Grundhaltung sollte sein: „Ich muss nicht jede Software, App etc. kennen, um meinem Kind Medienkompetenz beizubringen.“ Eltern haben einen großen Erfahrungsschatz und viel Lebenserfahrung, sie haben als Erwachsene den nötigen Weitblick und wissen, wie man mit anderen Menschen umgeht.

Eltern können Medienerziehung lernen, indem sie sich diese Aufgabe zunächst einmal selbst zutrauen. Die Grundhaltung sollte sein: „Ich muss nicht jede Software, App etc. kennen, um meinem Kind Medienkompetenz beizubringen.“ Eltern haben einen großen Erfahrungsschatz und viel Lebenserfahrung, sie haben als Erwachsene den nötigen Weitblick und wissen, wie man mit anderen Menschen umgeht.

Ich rate Eltern, sich zu öffnen und zu versuchen, ihren Kindern gegenüber Vertrauen aufzubauen. Es gibt besonders während der Pubertät viele Kämpfe zwischen Eltern und Kindern. Hier ist es wichtig, dass Eltern Medienerziehung offen kommunizieren und auch nachfragen, warum ihr Kind etwas tut oder möchte. Sich offen über Grenzen und Strukturen zu unterhalten ist ein Prozess, auf den man hinarbeiten sollte, denn Strukturen sind wichtig.

Es gibt inzwischen spezielle Apps, mit deren Hilfe Eltern die Mediennutzung ihrer Kinder kontrollieren und einschränken können. Was halten Sie von solchen „Kontroll-Apps“ zum Tracking von Online-Verhalten, Smartphone-Nutzung oder Bewegungsradius der Kinder?

Ich finde Kontroll-Apps prinzipiell nicht gut. Als technische Hilfsmittel an sich sind sie manchmal nötig, besonders wenn Eltern abwesend sind oder wenn die Mediennutzung mit einem Cut unterbrochen werden soll. Die zu starke Kontrolle durch Apps, wie beispielsweise bei Grundschulkindern, deren Smartphone eine Nachricht an die Eltern schickt, wenn das Kind einen bestimmten, voreingestellten Radius (beispielsweise den Schulweg) verlässt, hat aber auch negative Folgen. Es gibt viele unschuldige Gründe, warum ein Kind diesen Radius verlässt: Vielleicht ist es mit zu einem Freund nach Hause spielen gegangen. Die Nachricht beunruhigt die Eltern nur unnötig. Wenn das Kind später nach Hause kommt, kann man sich immer noch nach dem Grund erkundigen. Jedes Kind will sich ein Stück natürlichen Freiraum ergattern, Spielen und „Bummeln“ auf dem Nachhauseweg sind ganz normal. Wenn sich ein Kind die ganze Zeit kontrolliert fühlt, ist das nicht gut für die Entwicklung, dann fehlen diese kleinen Freiräume. Wenn Eltern immer in das Kinderzimmer „reinplatzen“ wie ein Donnergott und den Spielspaß des Kindes beenden, können Kinder nicht lernen, das Spielen zu genießen, weil sie immer mit der „Fremdkontrolle“ rechnen müssen.

Kinder können mit der so entstehenden Wut und dem Ärger noch nicht sehr gut umgehen, dadurch entstehen Konflikte. Ein weiterer Grund, nicht zu stark auf die Kontrolle durch technische Hilfsmittel zu setzen: Kinder werden so zur Unselbständigkeit erzogen. Wenn Eltern ständig erreichbar sind, lernt ein Kind doch gar nicht, selbständig mit Alltagsproblemen umzugehen und selbst über eine Lösung nachzudenken.

Kinder wollen mitreden, aber nicht kontrolliert werden. Dazu gehört auch die Kontrolle der Social-Media-Nutzung durch die Eltern. Ihre Aktivitäten auf sozialen Netzwerken empfinden Kinder besonders ab einem Alter von etwa zwölf bis vierzehn Jahren als ihre Privatsphäre, was Eltern akzeptieren sollten.

Wie können Eltern überprüfen, ob die von ihnen aufgestellten Regeln zur Mediennutzung auch eingehalten werden (z.B. auch bei privaten Smartphones)?

Zunächst sollten Regeln zur Mediennutzung gemeinsam aufgestellt und in einem Mediennutzungsvertrag festgehalten werden. So kommen alle Parteien gleich ins Gespräch: Eltern erfahren, warum genau dieses eine Computerspiel so wichtig ist, und Kinder verstehen die Sorgen der Eltern. Die vereinbarten Regeln können jederzeit angepasst werden. Wichtig ist, dass die ausgehandelten Freiräume auch als solche behandelt werden. Ist z. B. eine Spielzeit vereinbart, sollten Eltern dann auch nicht stören oder unterbrechen. Sanktionen per se sind keine gute Lösung. Bei zu viel Kontrolle wird das Bild vermittelt, dass die Bedeutung der Mediennutzung viel größer ist, als es den eigentlichen Tatsachen entspricht. Hierbei sollten Eltern auch unbedingt ihr eigenes Mediennutzungsverhalten analysieren: Muss das Kind beispielsweise ständig erreichbar sein, wenn es mit Freunden unterwegs ist? Besonders Teenager brauchen diese wichtige Phase in ihrer Entwicklung, um selbstständig zu werden – und hier sind Gleichaltrige nun mal der Maßstab, nicht die Eltern. Soziale Netzwerke haben für Jugendliche eine große Bedeutung: Sie können „dabei sein“ und sich mit Gleichaltrigen vergleichen.

Die ältere Generation sagt auch sehr oft Dinge wie: „Das brauchten wir früher auch nicht“. Mag sein, dass es früher keine Smartphones gab, die heutige Elterngeneration hat stattdessen in ihrer Jugend das Telefon stundenlang blockiert. Dieser Austausch findet heute über digitale Medien statt, aber dann sprechen wir hier auch nur von einer Verlagerung der Schauplätze. Der Austausch war Teenagern schon immer wichtig.

Kontrolle ist aber für viele Eltern ein Mittel, um ihre Kinder zu schützen. Was können sie stattdessen tun?

Natürlich. Jugendliche können auf verschiedenen Social-Media-Plattformen z. B. auch Hasskommentaren ausgesetzt sein. Das sollten Eltern durchaus im Blick haben, denn diese Einflüsse gehen nicht spurlos an einem Teenager vorbei. Wie gesagt, Teenager sind noch in ihrer Entwicklung und können manche Eindrücke nicht so differenziert einordnen wie Erwachsene. Wenn ich als Elternteil hier eine Schieflage erkenne oder aber auch sehe, dass mein Kind leidet (weil es eventuell selbst diesen Kommentaren ausgesetzt ist) kann und sollte ich Kontrolle einfordern. Bis dahin ist das Smartphone vergleichbar mit dem Tagebuch früher – persönlich. Sich das Handy des Kindes zu nehmen und dort Nachrichten zu lesen ist kein geeigneter Weg und zerstört womöglich das Vertrauensverhältnis zwischen Eltern und Kindern, was während der Pubertät sowieso recht „wackelig“ ist.

Eltern sollten einerseits ihren Kindern vertrauen, aber gleichzeitig auch sich selbst und darauf, dass sie ihren Kindern Medienkompetenz vermittelt haben. Besonders in der Pubertät kommt es häufiger zu Auseinandersetzungen zwischen Eltern und heranwachsenden Kindern. Was hier hilft, ist eine gelassene Grundeinstellung, die den Gedanken voraussetzt, dass kein Kind seine Eltern absichtlich provoziert oder enttäuscht. Wichtig ist, mit Situationen, sind sie einmal da, richtig umzugehen. Dazu gehört auch, dass Jugendliche im Internet selbstständig nach sexuellen Themen suchen. Diese Inhalte sind im Internet vorhanden und das Internet ist nicht nur für Kinder gemacht.

Wie verhalten sich Eltern in diesem Fall am besten?

Um Kinder auf den Kontakt mit Medien vorzubereiten, die nicht für Kinder bestimmt sind, können Eltern auch diese Themen in der Familie ansprechen. Gespräche über Grundorientierungen, ethische Werte und nicht jugendfreie Darstellungen im Internet helfen Kindern, in einer solchen Situation zu sagen, dass sie diese Inhalte nicht sehen möchten. Eltern haben hier eine große Chance, Kinder durch regelmäßige, offene Gespräche auf eine solche Situation vorzubereiten. Jugendliche sollten ein Grundvertrauen haben, dass sie nicht bestraft werden und mit einem Problem zu ihren Eltern gehen können. Das gilt auch für Erlebnisse im Internet. Es ist möglich, dass der Anblick eines nicht jugendfreien Videos ein Kind verstört. Dann ist es gut, wenn die Eltern zuerst als Ansprechpartner für ihr Kind da sind und danach fragen, wie es dazu kam, dass bestimmte Inhalte angesehen wurden. Das Gleiche gilt für Spiele mit finanziellem Einsatz. Kinder tappen in solche Fallen, weil sie sich nicht im Klaren sind, von wo das Geld abgebucht wird und wie schnell hier hohe Summen zusammenkommen.

Über Kristin Langer

Kristin Langer ist Mediencoach bei SCHAU HIN!, einer Initiative für Medienerziehung innerhalb der Familie. Die diplomierte Medienpädagogin und Mutter einer Tochter hat langjährige Erfahrungen im Bereich der Elternarbeit: Als freie Dozentin arbeitet sie in der Erwachsenen- und Lehrerfortbildung, außerdem ist sie Referentin für die Landesanstalt für Medien Nordrhein-Westfalen (LfM). Aktuelle Erfahrungen zur Mediennutzung von Kindern und Jugendlichen zieht sie aus der fachlichen Arbeit für das Projekt Medienscouts-NRW sowie für das Deutsche Kinder- und Jugendfilmzentrum.