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Geburt

Studie aus 2023 zeigt: Mangel an Hebammen in Deutschland

Frau mit Baby auf dem Arm, welches untersucht wird.Jetzt auf Pinterest pinnen
©iStock/martin-dm

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Nach wie vor ist die Situation der Hebammen in Deutschland prekär. Sowohl die überwiegend unzumutbaren Arbeitsbedingungen als auch die ihrer hohen Verantwortung unangemessene, schlechte Bezahlung bewegen immer mehr Hebammen zur Resignation und zum Rückzug aus ihrem eigentlich geliebten Beruf. Ein Problem, das auf den ersten Blick scheinbar nur die Hebammen selbst und die (nicht) von ihnen betreuten Frauen und Familien betrifft  – bei näherem Hinsehen wirft es ein düsteres Bild auf den Stellenwert, den Frauen und das neue Leben, das sie auf die Welt bringen, in der Politik und unserer Gesellschaft einnehmen.    

Fünf Jahre sind seit unserer letzten Hebammenstudie vergangen, die uns seinerzeit besorgniserregende Ergebnisse lieferte. Wir wollten wissen, was sich seit 2018 verändert hat und haben in Zusammenarbeit mit dem Marktforschungsinstitut appinio eine neue Umfrage gestartet. Befragt wurden deutschlandweit 570 Mütter mit Kindern bis zu 3 Jahren. Auch bei dieser neuen Studie lag der Schwerpunkt auf der Hebammenbetreuung im Wochenbett. Ziel der Untersuchung war es, zu erfahren, welcher Bedarf an Nachsorgehebammen in Deutschland besteht und was Müttern bei der Betreuung besonders am Herzen liegt.

Die wichtigsten Ergebnisse unserer Studie auf einen Blick

  • 40,9 % der Frauen, die von einer Hebamme bei der Vorsorge betreut wurden, hatten im Wochenbett keine an ihrer Seite.
  • 15,1 % der Mütter hatten weder zur Vorsorge noch zur Nachsorge eine Hebamme. Die häufigsten Gründe: Es wurde entweder keine passende oder gar keine Hebamme mit freien Kapazitäten gefunden.
  • Fast die Hälfte der Frauen ohne Hebamme hätte sich eine Betreuung gewünscht.
  • Mehr als 60 % der Befragten mit Nachsorgehebamme hätten gern eine längere Betreuung im Wochenbett gehabt.
  • Fast 70 % aller Mütter hatten mit Stillproblemen zu kämpfen.
  • Mehr als die Hälfte (58 %) empfand die Hilfestellung im Wochenbett als sehr wichtig.
  • Die Hälfte der Befragten fanden ihre Hebamme online.

Hebammenbedarf in Deutschland: Anspruch vs. Realität

Neben der Geburtsvorbereitung und der Begleitung während der Geburt leisten Hebammen unschätzbar wertvolle Arbeit, nicht nur bei der Vorsorge und der Geburt, sondern auch bei der Nachsorge. Selbst wenn beim Geburtsvorbereitungskurs schon die meisten Themen angesprochen werden – ist das Kind erst einmal da, ergeben sich bei frischgebackenen Müttern noch viele Fragen, ob zur Babypflege, zum Stillen, zur Heilung und Rückbildung oder zur Gesundheit des Kindes. Die Nachsorgehebamme untersucht, gibt praktische Hilfestellung, informiert, berät und tröstet auch mal in dieser vulnerablen Phase, wenn etwas nicht auf Anhieb funktioniert oder die Frau sich von allem überfordert fühlt. 

Gesetzlich versicherte Frauen haben das Recht auf diese umfassende Betreuung, und zwar insgesamt für die Zeit von der Schwangerschaft bis zum Ablauf der zwölften Woche nach der Geburt, bei medizinischer Indikation sogar über die gesamte Stillzeit. Dennoch kommt nicht jede Frau in den Genuss dieses so wichtigen Angebots. Laut unserer Studie 2018 nahmen vor fünf Jahren noch 79,8 % aller befragten Mütter eine Wochenbettbetreuung durch eine Hebamme in Anspruch. Bei unserer aktuellen Befragung im Sommer 2023 waren es 59,1 %. Wie kann das sein?

Jetzt auf Pinterest pinnenKleinkind streichelt über den Babybauch der Mama
©iStock/Orbon Alija

Alarmierend viele Frauen ohne Wochenbettbetreuung

Von den Frauen, die wir in unserer Studie befragt haben, gaben 46,5 % an, Schwierigkeiten bei der Suche gehabt zu haben. 40,9 % hatten keine Wochenbettbetreuung, 15,1 % der Mütter hatten sogar überhaupt keine Hebamme an ihrer Seite, auch nicht zur Vorsorge. 

Jetzt auf Pinterest pinnenGrafik - Hatten Sie eine Hebamme

Der häufigste Grund für die Nichtinanspruchnahme einer Hebamme: Es fand sich keine, mit der es menschlich gut gepasst hätte. 31,4 % fanden keine Betreuung wegen mangelnder Kapazität. 25,6 % der Frauen gaben an, sich zu spät bemüht zu haben, wobei die beiden letzten Punkte natürlich teilweise ineinandergreifen.

Jetzt auf Pinterest pinnenGrafik - Warum hatten Sie keine Hebamme?

Nach wie vor Mangel an Hebammen

Trotz schätzungsweise 27.000 ausgebildeter Hebammen in Deutschland fehlen sie überall, gerade auch in der Nachsorge. Anders als in vielen anderen Fachbereichen, ist dieser Mangel allerdings derzeit nicht auf zu wenig Nachwuchs zurückzuführen. Tatsächlich ist der Beruf durch seine Akademisierung sogar attraktiver geworden, und aktuell gibt es mehr Bewerber:innen als Studienplätze (seit 2023 ist die Ausbildung zur Hebamme bzw. zum Entbindungspfleger nur noch über ein duales Studium möglich). 

Laut Ulrike Geppert-Orthofer, der Präsidentin des Hebammenverbandes (DHV) gibt es noch genügend Fachkräfte – aber die Rahmenbedingungen zwingen auch die engagiertesten Idealistinnen immer häufiger zum Aufgeben viele von ihnen arbeiten nur wenige Jahre, in Teilzeit oder gar als Minijobberin in ihrem Traumberuf. 

Hebammen sollen und wollen “ihre” Frauen stärken, ihnen Mut machen und ihnen Sicherheit vermitteln, im Idealfall in einer GKV-finanzierten 1:1-Betreuung. Trotz Ziel im aktuellen Koalitionsvertrag,  sieht die Realität anders aus. Wer sich eine 1:1-Betreuung wünscht, muss sie oft selbst finanzieren, obendrein wird es immer schwieriger, überhaupt eine zu finden.

Jetzt auf Pinterest pinnenFrischgebackene Mutter mit Baby auf dem Arm
©iStock/ReMa

Der Hintergrund: Immer mehr Kliniken, gerade kleinere, können sich keine fest angestellten Hebammen mehr leisten und sind dazu übergegangen, freiberufliche Hebammen unter Vertrag zu nehmen, um überhaupt noch Entbindungen anbieten zu können (über 600 Geburtsstationen wurden seit 2015 in Deutschland schon geschlossen). Nur wenige dieser sogenannten Beleghebammen findet man in der 
1:1-Betreuung, die eigentlich für jede Gebärende wünschenswert wäre. Die meisten von ihnen arbeiten im Schichtsystem (in der Regel 12 Stunden oder sogar mehr) und betreuen manchmal bis zu vier Geburten gleichzeitig. Es gibt kaum mal eine Pause, und falls doch, warten umfangreiche Dokumentationsarbeiten auf Erledigung. 

Das alles bei einer Bezahlung, die noch immer viele Hebammen zwingt, sich ein zweites Standbein aufzubauen, um ihr Leben durch ihre Arbeit finanzieren zu können. Die wenigen Beleghebammen, die es im 1:1-Betreuungssystem gibt, kommen nur durch eine 24-Stunden-Rufbereitschaft über die Runden, sind also permanent auf dem Sprung.

Die ständige Überforderung und permanente Geringschätzung ihrer Arbeit endet nicht selten im Burnout, dazu kommen noch finanzielle Nöte – die wenigsten halten das lange durch, erst recht nicht, wenn sie eigene Kinder haben. So manche angehende Hebamme entscheidet sich schon nach der Ausbildung, gar nicht erst in dem Beruf zu arbeiten und orientiert sich um. 

Fehlendes Bewusstsein für die Bedeutung des Wochenbetts

Überraschend bei unserer Umfrage ist, dass nicht ganz die Hälfte der Personen, die keine Hebamme hatten, sich nachträglich eine Hebamme gewünscht hätten

 52,3 % der Befragten, die keine Hebamme hatten,  hätten sich auch nachträglich für keine entschieden. 

Jetzt auf Pinterest pinnenGrafik - Hätten Sie gern eine Hebamme gehabt?

Das erstaunt insofern, als dass nur bei wenigen Frauen die Zeit im Wochenbett ohne Unsicherheit oder Schwierigkeiten verlief. 23,7 % aller Befragten hatten schon während der Schwangerschaft mit Depressionen zu kämpfen. Drei Viertel aller Frauen hatten Angst vor dem plötzlichen Kindstod, und 69,5 % gaben an, Stillprobleme gehabt zu haben, davon 29,3 % sogar über die gesamte Stillzeit. 

Von den Müttern ohne Hebammenbetreuung suchten 57 % Unterstützung bei ihrer eigenen Mutter – besonders die jüngeren Teilnehmerinnen im Alter zwischen 18 und 24 nahmen deren Hilfe in Anspruch. 

Jetzt auf Pinterest pinnenGrafik - An wen haben Sie sich statt einer Hebamme gewandt?

Nach wie vor gibt es Frauen, die ihre Rechte auf eine Hebammenbetreuung im Wochenbett nicht kennen, häufig sind es gerade die, die eine intensive Nachsorge am dringendsten brauchen würden. Noch viel höher allerdings ist die Anzahl derer, denen die medizinische Bedeutung des Wochenbetts nicht bewusst ist. Immer noch wird von Frauen erwartet, dass sie nach dem “natürlichen Vorgang” einer Geburt in Rekordgeschwindigkeit wieder funktionieren und so tun, als hätten sie nicht gerade sowohl körperlich als auch emotional ein lebensveränderndes Ereignis hinter sich.

Dank unermüdlicher Aufklärungsarbeit engagierter Hebammen über eigene Blogs oder Social Media wächst das Bewusstsein für die eigenen Bedürfnisse zunehmend. Denn hält die Wöchnerin nicht die Pause ein,  hat das oft weitreichende Konsequenzen für Mutter, Kind und die gesamte Familie, sowohl auf physischer als auch auf psychischer Ebene. Das wiederum kann langfristig eine hohe Belastung für das Gesundheitssystem bedeuten. Eine gute Wochenbettbetreuung kann maßgeblich dazu beitragen, solche Spätfolgen zu vermeiden.

Die Suche nach einer Hebamme: Wann und wo?

Um in etwa einschätzen zu können, wie lange die Suche nach einer Hebamme in Deutschland im Schnitt dauert, fragten wir die Teilnehmenden der Studie, zu welchem Zeitpunkt sie sich bemüht haben, eine  Hebamme zu finden und wie schnell sie eine gefunden haben. Die meisten von ihnen begaben sich zwischen dem 3. und dem 6. Monat auf die Suche.  

Jetzt auf Pinterest pinnenGrafik - Zeitpunkt Hebammensuche

Überraschend viele der befragten Mütter fanden ihre Hebamme schon innerhalb von 1-3 Wochen, nur 2,7 % suchten länger als 6 Monate. Die meisten Hebammen empfehlen, mit der Suche zu beginnen, sobald die Schwangerschaft festgestellt wird.

Jetzt auf Pinterest pinnenGrafik - Dauer Hebammensuche

Die Hälfte der Teilnehmenden, die eine Nachsorgehebamme hatten, fanden sie über das Internet, 12,8 % informierten sich über Hebammen-Portale oder Apps. Mit 35% ist der Anteil der Frauen, die ihre Hebamme über Empfehlungen fanden, ebenfalls recht hoch. 

Die Betreuung im Wochenbett: Das ist Müttern wichtig

Wir haben die Teilnehmenden, die sich über die Betreuung einer Nachsorgehebamme freuen konnten, gefragt, was ihnen dabei besonders wichtig war und wo sie den größten Bedarf hatten. Diese Themen lag den befragten Müttern und gebärenden Personen im Wochenbett besonders am Herzen:

Jetzt auf Pinterest pinnenGrafik - Nachsorge Themen für die Hebamme
Jetzt auf Pinterest pinnenFrau mit Baby auf dem Arm im Wochenbett
©iStock/FatCamera

Jede zweite Frau wünschte sich Hilfestellung bei der Babypflege, Anleitung beim Stillen und Informationen zur Babygesundheit, ebenso wie Kompetenz bei den Nachsorgeuntersuchungen und Überwachung der Heilung ihrer Geburtsverletzungen. Auch emotionale Unterstützung war 41 % der Frauen sehr wichtig. Zählt man die Beratung zur Depression mit hinzu, sind es sogar 67,2 % – und immerhin jede fünfter Elternteil ließ sich beraten, wenn es um den Umgang mit Geschwisterkindern und die Paarbeziehung ging. Auch eine Ernährungsberatung nahmen 30,6 % der Teilnehmenden in Anspruch.

Auch nach der Geburt gibt es also eine ganze Reihe verantwortungsvoller Aufgaben, die eine Hebamme zu erfüllen hat, die aber leider auf ähnlich niedrigem Niveau bezahlt werden wie die Vorsorge und die Unterstützung bei der Geburt. Hausbesuche decken oft genug nicht einmal die Kosten, denn es wird pauschal abgerechnet, nicht nach Dauer des Besuchs. Die Situation ist in den letzten Jahren also nicht nennenswert besser geworden und es ist nur allzu verständlich, dass sich immer mehr Hebammen aus der Geburtshilfe zurückziehen. Wenn man bedenkt, dass Ärzte/Ärztinnen aktuell sogar verpflichtet sind, bei der Geburt eine Hebamme bzw. einen Entbindungspfleger hinzuzuziehen, Notfälle ausgenommen, ist diese Entwicklung mehr als beunruhigend. 

Sparmaßnahmen, Geburtsstationen vor dem Aus, ein kompliziertes Abrechnungssystem, das an der Realität vorbeigeht, zu hohe Arbeitsbelastung mit maximaler Verantwortung für zu wenig Geld: Die Liste der Probleme ist lang. Die Politik verspricht Nachbesserung, bisher greifen die Maßnahmen aber trotz guten Willens kaum – laut Aussage des DHV vor allem auch deshalb, weil die Expertise der Hebammen nur selten  oder überhaupt nicht bei Gesetzesentwürfen oder -änderungen einbezogen werden. 

Quellen:

Über die Studie

UNTERSUCHUNGSGEGENSTAND:
Der Mangel an Hebammen in Deutschland hat verschiedene Ursachen. Die Studie „Mangel an Hebammen in Deutschland“ untersucht den Status Quo in der Geburtshilfe aus Sicht der Mütter mit Fokus auf die Wochenbettbetreuung. Erfragt wurden der Bedarf an Nachsorgehebammen, Gründe für Nichtinanspruchnahme der gesetzlich zustehenden Leistungen und die wichtigsten Beratungsthemen. 

STICHPROBE:
In Zusammenarbeit mit dem Marktforschungsinstitut appinio wurden 570 Mütter aus ganz Deutschland zu ihrer Suche nach einer Hebamme und ihren Erfahrungen mit deren Wochenbettbetreuung befragt. Die letzte Geburt durfte dabei nicht länger als drei Jahre zurückliegen.

BEFRAGUNGSMETHODE:
Onlinebefragung

BEFRAGUNGSZEITRAUM:
30. Juni bis 3. Juli 2023

ÜBER KARTENMACHEREI.DE:
kartenmacherei.de ist der führende Anbieter von personalisierbaren Einladungs- und Dankeskarten in Deutschland. Über 110 Mitarbeiter arbeiten für das 2010 gegründete E-Commerce-Unternehmen in Gilching, München und Hamburg. Das Unternehmen bietet eine Vielzahl liebevoll gestalteter Geburtskarten wie Geburtskarten für Mädchen, Geburtskarten für Jungen, Geburtskarten für Zwillinge und Dankeskarten zur Geburt.

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Allgemeine Presseanfragen:
Maria Ramming
E-Mail: maria.ramming@kartenmacherei.de
Tel: +49 (0) 1515 362 65 26
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