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Anlässe
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Ich bin nur in das Zimmer nebenan gegangen.
Ich bin ich, ihr seid ihr.
Das, was ich für dich war, bin ich immer noch.
Gib mir den Namen, den du mir immer gegeben hast.
Gebrauche nicht eine andere Lebensweise.
Sei nicht feierlich oder traurig.
Lache weiterhin über das, worüber wir gemeinsam gelacht haben.
Ich bin nicht weit weg.
Ich bin nur auf der anderen Seite des Lebens.
Charles Péguy
Beim Aufgang der Sonne und bei ihrem Untergang
erinnern wir uns an sie;
beim Wehen des Windes und in der Kälte des Winters
erinnern wir uns an sie;
beim Öffnen der Knospen und in der Wärme des Sommers
erinnern wir uns an sie;
beim Rauschen der Blätter und in der Schönheit des Herbstes
erinnern wir uns an sie;
zu Beginn des Jahres und wenn es zu Ende geht
erinnern wir uns an sie;
wenn wir müde sind und Kraft brauchen
erinnern wir uns an sie;
wenn wir verloren sind und krank in unserem Herzen
erinnern wir uns an sie;
wenn wir Freude erleben, die wir so gern teilen würden
erinnern wir uns an sie;
so lange wir leben werden sie auch leben,
denn sie sind nun ein Teil von uns,
wenn wir uns an sie erinnern.
Jüdisches Gebetbuch
Do not stand at my grave and weep,
I am not there, I do not sleep.
I am in a thousand winds that blow,
I am the softly falling snow.
I am the gentle showers of rain,
I am the fields of ripening grain.
I am in the morning hush,
I am in the graceful rush
Of beautiful birds in circling flight,
I am the starshine of the night.
I am in the flowers that bloom,
I am in a quiet room.
I am in the birds that sing,
I am in each lovely thing.
Do not stand at my grave and cry,
I am not there. I do not die.
Mary Elizabeth Frye
Du bist ein Schatten am Tage
und in der Nacht ein Licht;
du lebst in meiner Klage
und stirbst im Herzen nicht.
Wo ich mein Zelt aufschlage,
da wohnst du bei mir dicht;
du bist mein Schatten am Tage
und in der Nacht mein Licht.
Wo ich auch nach dir frage,
find' ich von dir Bericht,
du lebst in meiner Klage
und stirbst im Herzen nicht.
Du bist ein Schatten am Tage,
doch in der Nacht ein Licht;
du lebst in meiner Klage
und stirbst im Herzen nicht.
Friedrich Rückert
Siehst du ein Menschenkind in Tränen,
verhaltenes Schluchzen in der Brust,
so wollte ja nicht, ja nicht wähnen,
dass du mit Worten trösten musst.
Vermeide es, ihn zu beraten;
geh weiter, aber sende dann
die Liebe, die in stillen Taten
ihm heimlich, heimlich helfen kann.
Berührt ein kalter Schall die Wunde,
so schmerzt er nur und heilt sie nicht;
der Trost wohnt nicht im leeren Munde,
er ist des Herzens tiefe Pflicht.
Vor einem Wort am rechten Orte
kehr wohl der Harm beruhigt um,
doch wahrer Schmerz hat keine Worte
und auch der wahre Trost ist stumm.
Joseph von Eichendorff
Es sandte mir das Schicksal tiefen Schlaf.
Ich bin nicht tot, ich tauschte nur die Räume.
Ich leb in euch, ich geh in eure Träume,
da uns, die wir vereint, Verwandlung traf.
Ihr glaubt mich tot, doch dass die Welt ich tröste,
leb ich mit tausend Seelen dort,
an diesem wunderbaren Ort,
im Herzen der Lieben. Nein, ich ging nicht fort,
Unsterblichkeit vom Tode mich erlöste.
Michelangelo Buonarroti
Die Blätter fallen, fallen wie von weit,
als welkten in den Himmeln ferne Gärten;
sie fallen mit verneinender Gebärde.
Und in den Nächten fällt die schwere Erde
aus allen Sternen in die Einsamkeit.
Wir alle fallen. Diese Hand da fällt.
Und sieh dir andre an: Es ist in allen.
Und doch ist einer, welcher dieses Fallen
unendlich sanft in seinen Händen hält.
Rainer Maria Rilke
Wohin gehen wir? Immer nach Hause.
Novalis